Das „Neptunbad – Sports & Spa“ im Herzen von Ehrenfeld steht für Fitness und Wellness auf allerhöchstem Niveau und ist weit über die Kölner Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die wechselhafte Geschichte der über 100 Jahre alten „Städtischen Badeanstalt“ ist vielen Gästen jedoch nicht mehr ganz präsent. Ein Blick zurück.
19. Jahrhundert
Ehrenfeld gehörte am Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der dicht besiedelsten Vororte Kölns. Weil der Stadtteil vornehmlich industriell geprägt war, verfügten nur die wenigsten Häuser der Arbeiterfamilien über Badezimmer. Im Jahr 1900 forderte eine öffentliche Bürgerversammlung in einer Petition schließlich ein Schwimmbad für Ehrenfeld. Durch den Bau der „Städtischen Badeanstalt“ sollte endlich dem Mangel an häuslichen Waschmöglichkeiten entgegen getreten werden.
Jugendstil
Der Architekt des Neptunbades, Johannes Baptist Kleefisch, legte bei der Planung besonderen Wert auf die Außenwirkung und orientierte sich dazu am zeitgenössischen Jugendstil. Im Zentralblatt der Kölner Bauverwaltung vom 25. Januar 2013 heißt es: „Das Gebäude zeigt eine wirkungsvolle Außenarchitektur, ruhige Umrißlinie, wohlgelungene Gestaltung der Seitenfront mit vielseitig ausgebildeter, gegen den Hauptbau vortretender Schenke nebst anschließender Terrasse.“
Innen wie außen
Doch nicht nur die pompöse Außenansicht sorgte bei den Bewohnern der Stadt Köln für Bewunderung. Auch im Inneren des Hauses wurden nur die edelsten Materialien verbaut. „Die Innenausstattung ist unter weitgehender Verwendung von Wandplattenbekleidungen gediegenster Art, allen neuzeitlichen, gesundheitlichen wie technischen Anforderungen vollauf entsprechend.“
Eröffnung
Das Bad öffnete seine Pforten schließlich am 10. April 1912. Auch das Zentralblatt der Bauverwaltung feierte das neue Schwimmbad mit überschwänglicher Freude: „Die Badeanstalt kann nach künstlerischer wie praktischer Hinsicht gleicherweise als eine mustergültige bezeichnet werden.“
Erste Jahre
Zwei Monate nach Eröffnung musste das Hallenbad für Nachbesserungen geschlossen werden. Auch nach der Wiedereröffnung war die städtische Badeanstalt nur knapp zwei Jahre für den Betrieb geöffnet, denn im 1. Weltkrieg wurde sie zu einem Lebensmittellager für die hungernde Bevölkerung umfunktioniert.
Goldene Zwanziger
In den 1920er Jahren blühte der Badebetrieb dann aber richtig auf. Der Schwimmsport entwickelte sich zu einem wahren Massenphänomen, vor allem das Neptunbad war in dieser Zeit das Zentrum des Kölner Schwimmsports. Erst als die Nationalsozialisten nach ihrer Machtübernahme im Jahr 1933 die zahlreichen Arbeitersportvereine nach und nach verboten, gingen auch die Besucherzahlen langsam zurück.
Nachkriegszeit
Im 2. Weltkrieg erlitt das Neptunbad zwei Bombeneinschläge. Glücklicherweise hielt sich der Schaden im Vergleich zu anderen Kölner Gebäuden jedoch noch in Grenzen und die Schwimmhalle konnte als einziges öffentliches Bad in Köln weiter genutzt werden.
Denkmalschutz
Am Ende der 60er Jahre existierten konkrete Pläne, die „Städtische Badeanstalt“ in Ehrenfeld abzureißen. Allein der Denkmalschutz bewahrte das Neptunbad jedoch vor diesem Schicksal, denn 1979 wurde das Gebäude als erhaltenswert eingestuft. Jetzt nutzten Vereine und Schulen das Bad – und so lernten hier Generationen von Kölnern das Schwimmen.
Wiedereröffnung
Im Jahr 1994 wurde das Bad für den Bäderbetrieb geschlossen, während die historische Sauna noch eine Zeit lang in Betrieb blieb. Die Jugendstilhalle fand eine vorrübergehende Nutzung als Partylocation. 1999 investierten die Betreiber der Claudius Therme, Markus & Stephan Theune, in das Neptunbad. Das Gebäude wurde komplett restauriert und mit dem asiatischen Sauna- und Bäderbereich großzügig erweitert. Die 13 Meter hohe Schwimmhalle wurde im Gegenzug zum exklusivsten Fitnessstudio der Stadt umfunktioniert. Im Jahr 2002 eröffnete das Neptunbad schließlich in seiner heutigen Form.
Neugierig geworden? So sah das Neptunbad früher aus: